Mit Roten Lippen eventuell sieben Mal in den Morgen tanzen

25.07.2020 | Konzerte | Keine Kommentare

Ernst Jani & Die Jasmin Boys - Traunstein - NUTS-Sommerbühne im König Ludwig Hof

Nach einer langen Zeit ohne Live-Kultur geht es unter Auflagen langsam wieder los. Jetzt ist genau die richtige Zeit für Veranstaltungen im Freien. Die Familie Fuchs hat mit der Sommerbühne im König Ludwig Hof ein spannendes, abwechslungsreiches Programm zusammengestellt, zu dem auch beliebte Lokalprominenz wie Ernst Jani & Die Jasmin Boys gehört, die dem geneigten Publikum (und auch sich selbst) ein paar unbeschwerte Stunden bescheren wollen.

Das NUTS-Team hat bereits im Vorfeld viel positives Feedback und große Unterstützung erhalten. Oberbürgermeister Christian Hümmer steht ebenso hinter der Sommerbühne wie auch die Anwohner des König Ludwig Hofes, die zum Teil selbst herunterkommen oder den Abend mit Live-Untermalung auf dem gemütlichen Balkon genießen, wofür sich NUTS-Chef Franz-Josef Fuchs ausdrücklich bedankt. Er freut sich auch über die vielen ehrenamtlichen und hochmotivierten Helfer aus den hauseigenen Theatergruppen des Fabriktheaters und der Jugend sowie des FC Bayern-Fanclubs, der im Studio 16 seine neue Heimat gefunden hat. Und natürlich sind auch Familie und Freunde mit im Boot. Als Platzhinbringer, Getränkebesorger und wandelnder Infostand sind sie stets zur Stelle und sorgen für einen reibungslosen Ablauf. Ein gut durchdachtes Hygienekonzept und die ausgemessenen Abstände der Bänke geben den Besuchern Sicherheit und ein gutes Gefühl. Stefan Mayer und sein Team stellen Bühne sowie Licht- und Tontechnik samt professioneller Betreuung zur Verfügung.

Ein bisschen ungewohnt ist es noch, das Gefühl wieder „richtig" auf einem Konzertabend zu sein. Kein Live-Stream, sondern „richtige" Künstler und auf den Nachbarbänken „echte" Menschen. Jani & Co. sind auch unter Einhaltung der Hygienestandards Künstler zum Anfassen im übertragenen Sinne, suchen die Nähe des Publikums indem sie körbeweise Taschentücher ins Publikum werfen, damit alle gerüstet sind für das, was nun kommt: nein, keine anstrengenden Auf-Kommando-Gute-Laune-Schlager, sondern entspannte Evergreens und „Schmachtfetzen" bei denen man in Erinnerungen schwelgen und das ein oder andere Tränchen verdrücken kann. Je nach Alter kann das variieren vom ersten Ball, dem ersten Kuss, einem Urlaub in der guten alten Zeit – bis hin zum Sonntagskaffee bei Oma für die Jüngeren. Der Fantasie und dem Kramen im eigenen rosa Erinnerungshirnkastl sind da keine Grenzen gesetzt.

Ernst Jani, begnadeter Rezensent, Geschichtenerzähler und –spieler und Grimassenschneider vor dem Herrn, glänzt wieder mit ausgefeilten (An)Moderationen. Feine Geschichten und Anekdoten hat er im Gepäck. Diesmal vielleicht nicht mit ganz so spitzer Feder ausgesucht, aber dennoch unterhaltsam und zudem mit vielen humorvoll vorgebrachten Informationen rund um die gespielten Lieder, deren Komponisten und Interpreten gespickt. Nicht selten fanden die Hits der Stars der 50er und 60er Jahre auch ihren Platz in den beliebten Heile-Welt-TV-Schinken, die heute noch bei der x-ten Wiederholung nostalgische Gefühle hervorrufen. Vico Torriani, Peter Alexander oder gar Gerhard Wendland, der es mit „Tanze mit mir in den Morgen" 1962 in die Jahresmusikbox Top 5 der Bravo (!) geschafft hat. Der gleichnamige österreichische Schlagerfilm glänzte übrigens zudem mit einer schillernden Besetzung: Rex Gildo, Paul Hörbiger, Udo Jürgens sowie einem Cameo-Auftritt von Franzl Lang.

Besonders angetan haben es Ernst Jani die großen Hits von Frank Sinatra, dessen berüchtigte Auftritte mit dem „Rat Pack" viel zur Legendenbildung beitrugen. Las Vegas sei angeblich wegen im gebaut worden, witzelt Jani und meint lapidar: „Bei Gaudi, Saufen, Mafia und Singen war Franky-Boy immer vorne dabei." Was den Genuss von Songs wie „Fly Me To The Moon" jedoch keinesfalls schmälert. Nicht fehlen darf da natürlich Elvis Presley, der König der Schmachtfetzen, seinerzeit herzbrechender und stimmbandschädigende Traum aller weiblichen Teenies – oder wie Jani ihn ebenso süffisant wie liebevoll nennt: der Unterleibsdefibrillator. Einerlei. Seine Lieder haben die Jahrzehnte überdauert, sind bis heute unvergessen und inspirierten unzählige Künstler. Noch weiter zurück, bis in die 40er Jahre, geht die Reise mit dem Jazzstandard „Sentimental Journey" (1944), in die 30er mit Charly Chaplins „Smile" (1936) aus dem Film „Modern Times" und George Gershwins „Wonderful" aus dem Jahre 1927. Ein bisschen Calypso, Schlager, Jazz und zauberhafte Chansons runden das Programm ab. Gegen Ende des Sets biegen Martin Pallauf (Gitarre), Bernhard Ostermeier (Kontrabass) und Werner Salbeck (Schlagzeug) zusammen mit Ernst Jani und einem Liederblock über Paris, die „Stadt der Liebe" wieder elegant ab Richtung Gegenwart und beschließen den Abend mit einigen schmissigen Zugaben aus den 60er Jahren.

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