Wia da Goberl da Maria die Botschaft brocht hod

01.12.2011 | Kulturelles | Keine Kommentare

Michael Altinger - Traunstein, NUTS-die Kulturfabrik - 01.12.2011

"Meine heilige Familie" und andere Weihnachtsabsurditäten

Weihnachten ist das Fest der Liebe und Besinnlichkeit, die „staade Zeit" im warmen Kerzenschein und dem Duft von Bratäpfeln, die Zeit der Vorfreude auf das Christkind. Oder ist das am End‘ ganz anders und alles nur Wunschdenken? Der Altinger Michi und „Band" Martin Julius Faber gewährten im ausverkauften NUTS einen Abend lang Einblicke in den wahren Charakter und Tips zur Bewältigung von Vorweihnachtszeit, Bescherungswahn und die Fallstricke des zwanghaften „Friede, Freude, Eierkuchen-Gebarens", über die jeder in seiner eigenen „heiligen Familie" gerne mal stolpert.

Am schwersten zu ertragen sei Weihnachten für die Männer, respektive Väter, hat der Michi herausgefunden, und bei der beschwerlichen Suche von Lichterketten und anderem Weihnachts-Schnick-Schnack in den Untiefen von Keller, Speicher und zahllosen Karton sicherlich die eine oder andere Sünde des vergangenen Jahres abgebüßt. Da hilft nur Stärkung mit Bananen und alkoholhaltigen Süßigkeiten, wohlgemerkt nach JEDER einzelnen Kiste, auch wenn die Folgen davon Verstopfung und ein sauberer nach Piemont-Kirschen duftender Rausch sind. Weihnachten, das sei das Fest der kindischen Eltern und ein nahtloser Übergang für den Nikolaus, im Namen des Konsumwahnes, unmittelbar nach Ostern die Eier gegen den Sack zu tauschen – aber was tut man nicht alles für glänzende Kinderaugen im Angesicht des erleuchteten Christbaumes, und vor allem der Berge von Geschenken darunter.

Herrlich überspitzt beschreibt Michi A. wie er sein „Kindheitstrauma Nikolaus" bewältigt, indem er sich vorstellt ihn in der Spielwarenabteilung mit einem Jedi-Ritter-Laserschwert zum Duell herauszufordern, auch wenn dabei unter Umständen ein Barbie-Auto in eine Gruppe Lego-Transformers rauscht und sich alles in ein wüstes Durcheinander verwandelt – oder so ähnlich...

Er lässt sich höchst vergnügt aus über jährlich wiederkehrende Schwiegermutterplagen, Sinn und Unsinn sogenannter selbstgefertigter Kindergartengeschenke („an Wuffi hat er gebastelt und jetzt muss sich der Papi drüber freuen"), und die Qual von Vätern, wenn der Sohnemann gerade die Geschenke bekommt, die einem als Bub verwehrt blieben, und bei denen man nun entweder nicht mitspielen darf oder lediglich die Rolle des vorprogrammierten Verlierers zugeteilt bekommt – beim Playmobil-Piratenschiff zum Bespiel, wenn sich der Junior alle Kanonen selbst behält.

Viel zu lachen gab es bei der altingerschen Interpretation der Weihnachtsgeschichte. Denn der „Josef war ein ‚super Kambe‘(also ein toller Kerl), der glei ins Geschäft eingeschlagen hat, damit da ‚Goberl‘ (istgleich bayerisch für Gabriel) nach Überbringung der sogenannten 'Frohen Botschaft' glei wieda fliang kon." Dabei ist die Maria gar nicht gefragt worden, und der Josef hat das bestimmt nicht auf die leichte Schulter genommen, dass er einen Sohn bekommt, der ja gar nicht von ihm ist, ihn die Maria gewissermaßen mit dem heiligen Geist betrogen hat, oder wie? Damit hätte man doch damals schon den Vatikan gewaltig unter Druck setzen können mit Vaterschaftsklagen und Gentests, Leihmutterschaften und Schwangerschaftsabbruch oder gar dem „Klonen der Vielfältigkeit".

Ein besonderes Schmankerl was die Herbergssuche auf altingerisch: „Wer klopfet an?" „Der Altinger und sei Frau." „Was wollt ihr haben?" „A Aspirin und a Hebamm‘ waar a Schau." Denn bezugnehmend auf eigene Entbindungserfahrungen überlegt Altinger wie es dem Josef da wohl als Geburtshelfer ergangen ist, wenn statt Hebamme und Arzt nur Ochs und Esel als Beistand zur Verfügung stehen und ob er das nüchtern halbwegs gut überstanden hat. Wobei die Maria ja auch wieder Glück hatte, denn so ist ihr eine allzu redselige und besserwisserische Bettnachbarin aus dem Kreiskrankenhaus erspart geblieben.

Mit einer schönen, alten Spieluhr, die Michael Altinger bereits seit Kindheitstagen begleitet, zaubert er in regelmäßigen Abständen Weihnachtsromantik auf die Bühne, schwärmt von glänzenden Kinderaugen, feierlicher Stimmung und festlichem Essen vom heißen Stein. Wobei er sich angesichts der steinernen Reizflut auf der Tafel nach den guten alten Weißwürsten aus Kindertagen sehnt, auch wenn die in Kombination mit gelbem Limo nicht wirklich eine Delikatesse waren.

In zwei Kategorien lassen sich die hervorragend-amüsanten Singel-Sangelchen-Einlagen Altingers einteilen. Bekannte „ernsthafte" Weihnachtslieder, die im Hip Hop, Rock und Seicht-Pop-Gwanderl daherkommen und selbstverfasste ironische Texte als „ernsthafte" Wagner-Arie oder Liedermacherpop „I kimm aus Nazareth, des liegt bei Strunzenöd, des glaab i, kennst du net...". Übrigens war nur schwerlich zu eruieren, wer an diesem Abend mehr Spaß hatte, der Altinger Michi oder sein Publikum. Das gipfelte dann in Altingers amüsierter Aussage: „Schaut’s euch des an! Die zweite Reih‘ schaut immer bloß, wia de erschte lacht!"