Von Internethypochondern und Survivalexperten

06.10.2011 | Kulturelles | Keine Kommentare

Oder wie man(n) in der (Pseudo)Wildnis überlebt

„Wildnis" - was ist das in den Zeiten von Rundumverkabelung, Facebook & Co.? Klaustrophobiebewältigung beim Massencamping? Überlebenstraining bei Kampfbesäufnissen? Oder schlicht und einfach die erfolgreiche Beseitigung einer im Hals steckengebliebenen Riesen-Hechtgräte? Während Hannes Ringlstetter noch mit anderen Dingen beschäftigt war (sprich, wohl etwas gearbeitet hat), hat sich also Stephan Zinner zum (selbsternannten) Survivalexperten gemausert, beteuert der Zinner leutselig.

Gestählt durch die Herausforderungen des Hochseilgartens für Manager und Massenzeltlagern mit Kindern, inklusive des obligatorischen „Unverträglichkeits-Klausis", der seine eigenen Würschtl dabei hatte, im Chiemsee eine Mamba entdeckte und schließlich bei der Nachtwanderung verlorengegangen ist, weiß er nun Rat für jede Lebenslage. Unerlässlich ist dabei die richtige Vorbereitung, sowie stets Ruhe zu bewahren, wobei auch immer. Ausnahme: Rinder! Wie jährlich wiederkehrend in Pamplona zu sehen, doziert Zinner grinsend, nehmen die Rindviecher getreu dem Motto „Eat my dust" ihre Kontrahenten frontal auf die Schippe, wobei nur helfe schnellstens die Beine in die Hand zu nehmen und das Weite zu suchen.

Hier beginnt nun der verbal-vergnügliche, mit einer Prise gesundem schwarzen und robustem Humor gezeichnete, auch den Protagonisten sichtlich Spaß machende, Schlagabtausch Zinner-Ringlstetter, Fragesteller-Berater-Erfahrungsberichte-Aufnötiger und umgekehrt. Nicht nur einmal bringen sich die beiden Vollblutentertainer dabei sehr zum Erheiterung des Publikums mit Spontangags und Improvisationen gegenseitig aus dem Konzept, was Zinner bei einer recht amüsanten kleinen Panne zu der entwaffnenden Äußerung veranlasst: „Das dritte ‚A&O‘ wäre also dann die Selbstüberschätzung. Folge – Spontanschweiß."

Der geneigte Zuhörer erfährt dabei auch wie man(n) es NICHT machen sollte. Denn Stadtlaufvorbereitung mittels Google Earth und Dia-Vorträge vom Messner Reinhold, sowie die Verwendung von „Läuft-von-selbst-Schuhen" ist doch eine leicht unausgereifte Methode. Höchst anschaulich schildert Hannes Ringlstetter sein anglertechnisches Kindheitstrauma, das sich auch im Erwachsenenalter mehrfach Bahn bricht: die berühmte, im Hals steckengebliebene Ypsilon-förmige Hechtgräte, die auch mit Zitronen- und Essigsäure ums Verrecken nicht weich werden will, und der auch mit körperlicher Gewalt nur schwer beizukommen ist, was ihm diverse Aufenthalte in der Notaufnahme beschert. Das Wissen um die verheerende Wirkung von Alkohol in der Wüste gipfelt in der philosophischen Frage: „Glaubst du, dass man dort so viel Bier trinken kann, dass die durstlöschende Wirkung stärker ist, als die dehydrierende?"

Nicht alle Käfer sind zum Verzehr geeignet, die meisten werden jedoch durch „oorästn" genießbar, übersetzt: „anrösten", und löst eine pseudo-tiefgründige Diskussion über Lautsprache, Betonung und dialektischen Sprachgebrauch an sich aus. Eingebildete Krankheiten, Survivalcamping mit Universal-Überlebens-Messer und fiktive Sportarten, das Duo lässt wahrlich nichts aus. Was nicht ins Textkonzept passt, wird überaus vergnüglich gesangs- und gitarrentechnisch Solo und im Duett aufgearbeitet. Ratsamer Weise sollte gelegentlich auf die innewohnende Sinnfrage verzichtet und einfach der Spaß an der Sache genossen werden.

Outtakes:

Zitat Stephan Zinner "Jage nicht, was du nicht töten kannst!"

Hannes Ringlstetter: "Sex wird zum Problem, wenn eine zweite Person dazukommt..." ;)

Stammtisch-Philosophische Frage von Zinner an Ringlstetter: „Glaubst du, dass man in der Wüste so viel Bier trinken kann, dass die durstlöschende Wirkung stärker ist, als die dehydrierende?"

Antwort Ringlstetter: "Alkohol ist ein Nervengift, dessen Nachwirkungen am 'Morgen danach' angeblich durch kleine Ethanoldosen, im bayerischen Sprachgebrauch 'Reparaturhoibe' genannt, gemildert werden können...

Nachtrag: Nach Hannes Ringlstetters Erkenntnis ist der "Inbegriff des Überlebens die Fortpflanzung." Nachdem das Fischen inkl. diverser traumatischer Auswirkungen zentrales Thema des Abends war,lautete die folgerichtige Anbaggerfrage: "Hättst du Interesse an oana Fischzucht?" .... ois klar, oda?

Externe Links:

Hannes Ringlstetter
Hannes Ringlstetter @ myspace
Stephan Zinner