Von Bach bis Ziboli – Die perfekte Symbiose von Orgel und Saxofon

08.05.2011 | Kulturelles | Keine Kommentare

Mulo Francel & Nicole Heartseeker in der Klosterkirche

Auf den ersten Blick mag die Symbiose von Orgel und Saxofon wie ein gewagtes Experiment wirken. Wer sich jedoch darauf einlässt wird schnell merken, dass sich die beiden so grundverschiedenen Instrumente hervorragend ergänzen. Zumal dann, wenn sie von so hervorragenden Musikern beherrscht werden wie Mulo Francel (Saxofon) und Nicole Heartseeker (Orgel), die in der Traunsteiner Klosterkirche ein abwechslungsreiches Repertoire präsentierten und den Ausbruch aus starren Genreschubladen sichtlich genossen.

Bevor Max Regers „Todesarie der Dido" Henry Purcells Oper "Dido und Aeneas" als dramatisches Orgelsolo wie ein tosender Orkan durch das Gewölbe der Klosterkirche braust, begleitet sie mit einfühlsamen Tönen das Saxofon auf einer verträumten Hommage an die wunderbare Stadt „Lisboa". Nat King Coles „Naturboy" wird als gemeinsamer leichtfüßig-erotischer Tango zum echten Erlebnis. Egal ob Werke von Eugen Bozza, Domenico Zipoli, Erik Satie oder der feurige „Paprika" aus Francels Feder – von vornehm getragen bis zum wilden Tanz in der Puszta bietet das Duo ein harmonischer Eintracht Musik vom Allerfeinsten. Während Mulo Francel als begnadet-humorvoller Geschichtenerzähler den Abend moderiert, übt sich Nicole Heartseeker in vornehmer Zurückhaltung, beeindruckt aber nicht nur mit ihrer Virtuosität, sondern auch mit der feinen Eleganz, mit der sie in High Heels von schwindelnder Höhe die zahlreichen Pedale ihres Instruments bedient.

Der Schalk spricht nicht nur aus Francels Ansage zu „Merlin hat 6", sondern auch aus jedem Ton der temperamentvollen Komposition. Eine Filmmusik hätten sie schreiben sollen für ein Theater in Paris, die im Burgkeller von Wasserburg aufnehmen mussten, dafür aber wenigstens zur Premiere eingeladen waren und ihre eigene Musik anschauen durften. Ein überaus anschauliches Bild malte das Duo mit der Filmmusik zu den „Graugänsen in der Abendsonne", die über vier Minuten „getragene Musik im Rhythmus des Flügelschlages" zeichnen sollte. Da sich der Flügelschlag der Gänse beim Zählen jedoch als Achteltakt erwies, geriet das Ganze zu einer kleiner Herausforderung, der sich die Musiker jedoch mit Bravour stellten.

Eine bravouröse Leistung erbrachte Nicole Heartseeker auch bei einer selbstgewählten Herausforderung, von der sie bereits als Kind geträumte hatte mit der dreiteiligen „Fantasie in E-Dur" von Johann Sebastian Bach, die eine einzigartige Fingerfertigkeit von astronomischer Geschwindigkeit erforderte. Wie hervorragend Orgel und Saxofon harmonieren und gemeinsam filigranste Bilder und Emotionen transportieren können, bewiesen die beiden Ausnahmemusiker auf der abenteuerlichen „Reise nach Batumi", den Spuren Jason auf der naiven Suche nach dem Goldenen Vlies in ein fantastisches Märchen folgend, die letztendlich zum Thronverlust führte „und eigentlich weiß keiner, wo das Vlies heute ist" so Francels schelmischer Hinweis.

Mucksmäuschenstill und konzentriert bis zum letzten sanft verklungenen Ton gaben sich die Zuhörer dieser ebenso feinsinnigen wie bombastischen Melange zweier scheinbar konträrer Musikwelten hin, die durch sensibel Lichtstimmungen gefühlvoll verstärkt wurden, und erklatschten sich mehrere verdiente Zugaben. Das schönste Stück des Abends jedoch war der „Miserlou", hauptsächlich im Orient und dem östlichen Mittelmeer beheimatet, verbreitet er einen Hauch von „Tausend und einer Nacht" und, wie Mulo Francel ausführt, passt das wunderbar zusammen, denn auch in Antiochia und Jerusalem gibt es Kirchenorgeln.

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Mulo Francel
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