Schorsch & De Bagasch- Sekänd Hand Blues (CD/2006)

16.04.2009 |

Bayerischer Mundart-Blues, Blues Rock - Stormy Monday Records/Point Music

Der Titel „Sekänd Händ Blues" des Debütalbums der Münchner Bluesrocker SCHORSCH & DE BAGASCH hat etwas sehr Treffendes – in zweierlei Hinsicht. Urvater und Begründer des bayerischen Mundart-Blues war vor 30 Jahren ebenfalls ein Münchner Urgewächs – Willy Michl, der Isarindianer. Und das andere ist die Tatsache, dass der Blues nun mal in den Südstaaten der USA seine Heimat hat. New Orleans gilt nicht umsonst als die Wiege des Blues. Was aber nicht heißt, dass man das anderswo nicht auch genauso gut kann.Und gerade in Kombination mit der bayerischen Mundart funktioniert der Blues besonders gut.

Schorsch hat ein bewegtes Berufsleben hinter sich, auf dessen Erfahrungen er in vielen Texten zurückgreifen kann. Eisenbahner und Taxifahrer klingt ja fast schon nach typischem Klischee des Rock’n’Rollers, der mit dem berüchtigten kleinen Gehalt auskommen muss. Sehr viel schräger liest sich in seiner Biografie schon die Tatsache, dass er neben einem Politikstudium auch Jugendberater im BRAVO-Dr.Sommer-Team gewesen ist.

Musikalisch ist der Schorsch nach Abstechern in den Jazzrock und Pop mittlerweile fest im Blues verankert, spielte die Songs von Willie Dixon, Muddy Waters und Peter Green. In der Medieninformation steht, das Quintett spiele eine „...Synthese aus bairischem G´stanzl und Blues." Hört sich ungewöhnlich an – ist es auch – trifft es aber wie die Faust aufs Auge.

Blues, Rhythm & Blues, Jazz, Rock’n’Roll, Boogie und Country, die Spielarten sind vielfältig. Blues-Harp und Saxophon paaren sich im Wechsel mit weiblichen und männlichen Vocals, wobei hier großzügig auf viele Gastmusiker zurückgegriffen wurde. Zehn waren es an der Zahl, die dem Blues der Schorsch-Bagasch auch ein wenig ihre eigene Handschrift aufgedrückt haben.

‚Bloß In Meim Hirn’ klingt zu Beginn stark nach John Mayalls ‚Room To Move’, wechselt dann in einen Bluesrock von ZZ Top. ‚Bevor I geh’ ist eine schwermütige Ballade, deren Gitarren an Canned Heat erinnern. Eine gewaltige Spitzenleistung ist ‚Du woanst nia’, in dem er seiner Verflossenen nachtrauert. Ein mächtiges Stück im Stil des 60ies Blues, schwermütig, melancholisch, bombastisch. Ein weiteres Highlight auf dem Debüt ist das Doppel ‚Trommeln von Afrika’ und ‚Wudumond’.

In den „Trommeln" erzählt der Schorsch von seiner Zeit als Taxifahrer, von einer Fahrt nach Genua träumend und dann hört er plötzlich die Trommeln. Im letzten Drittel des Songs kommen sie dann voll zum Einsatz – die Afrika-Trommeln. Irgendwie erinnert das Ganze sogar ein wenig an die psychedelische Atmosphäre früher Mike Oldfield-Alben wie „Hergest Ridge". Der esoterische Touch bildet die nahtlose Überleitung in den ‚Wudumond’ im klassischen 12-Takt Blues-Schema. Ebenfalls sehr hörenswert und gut gemacht die Coverversion des Willie Dixon-Songs „The Same Thing" in dem Fall mit dem bayerischen Text ‚Seiwe oide Gschicht’.

Bleibt abschließend zu bemerken, dass es seltenst vorkommt, dass die mögliche Gesamtspielzeit von 80 Minuten auf einer CD auch wirklich aufgebraucht wird. Hier wird bis knapp vor den Anschlag gespielt und die vorhandene Zeit weidlich ausgenutzt – mit klasse urbayerischem Blues. ‚Damaling in d’Höh’ (für Nichtbayern: Damen hoch) für den Schorsch & seine Bagasch.

Tracklist:

01. Sekänd Händ Blues (Intro) 1:11
02. Fesche Mama 3:19
03. Dia geht´s guat 3:46
04. Du woaßt net wer I bin 3:49
05. Da Nachbar 5:18
06. Pantsching Boi 3:13
07. 51er 4:10
08. Du woanst nia 7:04
09. Trommeln von Afrika 5:05
10. Wudumond 7:16
11. Sekänd händ Blues 4:30
12. Gmahte Wiesn 3:23
13. De warn geschead 5:11
14. Zeit zum Ausziagn 3:41
15. Bloß in meim Hirn 4:52
16. Bevor I geh 4:47
Bonustrack: Seiwe oide Gschicht 6:51
Gesamtspielzeit: 77:27 Min.

Line Up:

Schorsch Hampel - Xang, Gitarre
Ferdl Eichner - Blues Harmonica
Klaus Benz - Tasten
Dominik Schindlbeck - Bass
Thomas Bittner - Schlagzeug

Gastmusiker:

Externe Links: