Poor Genetic Material- Spring Tidings (CD/2006)

07.06.2007 | Musik | Keine Kommentare

Neo-Prog, Artrock - QuiXote Music

„Spring Tidings" – ja, nach diesem langen, nicht enden wollenden Winter mit seinen Unmengen von Schnee sehnt man sich wirklich nach dem Herannahen des Frühlings, nach seinen Zeichen – und wenn es „nur" in Form von Musik ist wie im Falle von POOR GENETIC MATERIAL. Mit „Spring Tidings" schließt sich der musikalische Kreis der Jahreszeiten, den die Mannheimer 2001 mit „Summerland" eröffnet hatten. Passend zur Jahreszeit und den Sehnsüchten vieler Menschen umfließt auf spielerische und anmutige Art und Weise beschwingte Musik das Ohr der geneigten Hörer. Musik, die Sonne, Wärme, weiche, frische Luft, Lebendigkeit und Aufbruchsstimmung in sich trägt.

Mit den Jahren haben sich PGM erfolgreich weiterentwickelt und verändert. Nach wie vor „weigern" sie sich erfolgreich in irgendeine spezielle Schublade geschoben zu werden. Der Spagat zwischen Artrock/-pop, Melodic Rock und Neoprog ist ein wenig gewagt aber sehr gelungen. Eingängige Melodien, satter, aber angenehm dosierter Gebrauch der Tasteninstrumente und songdienlicher (für meinen Geschmack ein ganz klein wenig zu sehr im Hintergrund gehaltener) Gitarreneinsatz bilden den schwelgerischen Sound-Teppich auf dem sich die wunderbare, klare und kraftvolle Stimme von Alias Eye-Frontmann Philip Griffith niederlässt und zur vollen Größe entfaltet.

Die stimmungsvolle Einleitung mit ‚Three Steps Back...’ bereitet den Boden für das vergleichsweise rockige ‚Blow-Up’. Auch mich erinnert ‚April’ in den instrumentalen Parts einigermaßen intensiv an die guten alten Saga-Tage der 80er, wenngleich natürlich PGM hier sehr modern und zeitnah agieren und eine dichte, stimmige Atmosphäre heraufbeschwören.

Nun, vermutlich wird das dem einen oder anderen zu pathetisch klingen, aber ‚Watercolours’ ist für mich eigentlich DER Song des Albums, der alles exakt auf den Punkt bringt. Erst die verhaltene Ankündigung des Frühlings, mit Flöte und Gitarre fast meditativ heraufbeschworen, dann die volle Power, Kraft und Macht der Sonne – der Aufbruch. Just in diesem Moment scheint draußen die Sonne, die ersten Frühlingsblumen recken ihre Blüten der Wärme entgegen. Endlich scheint die Sonne den Kampf gegen die Unmengen von Schnee, die Bayern diesen Winter im Griff hatten, zu gewinnen. Vor meinem geistigen Auge sehe ich bei den sachte dahinperlenden Gitarrenläufen von ‚Watercolours’ das Schmelzwasser dahinplätschern – dem nahen See entgegen.

Für PGM-Verhältnisse erstaunlich rockig präsentiert sich der zweite Longtrack von „Spring Tidings" ‚La Ville Qui N’Existait Pas’. Nicht ganz unschuldig daran dürfte der neue Drummer Dominik Steinbacher sein, Freund von Bassist Dennis Sturm, der hier für richtig frischen Wind sorgt. Im instrumentalen Mittelteil des Songs kommen auch die sauberen Soli von Gitarrist Stefan Glomb unter effektiver Begleitung von Philipp Jaehne am Keyboard zur Geltung.

Okay, das war nun also mein Outing als Longtrack-Anhänger, die sauber inszeniert und mit Liebe und Gefühl arrangiert alles andere als langweilig sind. Nichtsdestotrotz: Lob für die gesamte Konzeption von „Spring Tidings".

Die gerade angebrochene Jahreszeit ist musikalisch rundum spür-, fühl- und riechbar. Das Cover-Artwork, ausgeführt in den drei Grundfarben rot, gelb und blau, suggeriert Lebhaftigkeit, Aufbruchstimmung, Frische und Freude auf das Nahen des neuen Jahreskreises. Obwohl von Oliver Schollenberger erneut gekonnt umgesetzt, vermisse ich den imaginären Frühlingsgeruch ein wenig. Wohingegen Wasser, Kälte und Eis von „Winter’s Edge" für mich gut ‚fühl- und riechbar’ war.

Tracklist:

01. Three Steps Back... 2:23
02. Bblow-Up 4:04
03. April 6:56
04. Watercolours 9:31
05. Tidings 6:26
06. La Ville Qui N'Existait Pas 10:30
07. Lotus-Eaters 6:57
08. ...Or Right Ahead 3:50
Gesamtspielzeit: 50:37 Min.

Line Up:

Phil Griffiths - Vocals
Stefan Glomb - Guitar
Philipp Jaehne - Keyboards
Dennis Sturm - Bass
Dominik Steinbacher - Drums

Externe Links:

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